Gastronomie

 

Wenn am Bolsena-See von Essen und Trinken die Rede ist, nehmen die weithin geschätzten und geschmackvollen Süßwasserfische einen Ehrenplatz ein. Sie waren schon in früheren Zeiten berühmt, denn der Literat Paolo Giovio, der im Gefolge von Alessandro Farnese die Isola Bisentina häufig besuchte, rühmt sie in seiner "Abhandlung über Fische". Aber auch Dante Alighieri erwähnt sie schon in seinem "Fegefeuer", wo er über den genußsüchtigen Martin IV. spricht: ".... und fastend mit Verdrießen / büßt er Bolsenas Aal und Saft der Reben...." (XXIV. Gesang, 23/24) Bei diesen hervorragenden Fischen handelt es sich um Aale, Blaufelchen, Flußbarsche, Schleien, Hechte, Ährenfische, Weißfische, Großköpfe und Forellen. Ein typisches Fischgericht am Lago di Bolsena, das es heute nur noch in Trattorien mit Spezialitätenküche gibt, ist die sog. "sbroscia", eine Fischsuppe, bei der Schleie, Hecht, Aal und Flußbarsch zusammen mit Kartoffelscheiben, Zwiebeln und Minze gekocht und mit Olivenöl, Salz und scharfer Paprikaschote gewürzt werden (Blaufelchen und Ährenfisch werden eventuell zum Schluß dazugegeben, da sie ein zarteres Fleisch haben und deshalb eine kürzere Garzeit benötigen), die "sbroscia" wird auf gerösteten Brotscheiben serviert.

Eine andere Fischspezialität von Bolsena ist Schleie-Suppe mit kleinen Bandnudeln und Erbsen, die auch nicht in allen Restaurants und Gaststätten zu finden ist, da die meisten Lokale dem Verbraucherwunsch nachkommen und heute Meeresfisch anbieten. Der Flußbarsch, der ein sehr geschmackvolles und zugleich delikates Fleisch hat, wird meist als Filet, gebacken oder auf "Müllerart", serviert; Blaufelchen schmecken vorzüglich vom Grill oder gekocht mit grüner Soße oder anderen Tunken. Mit dem frischen Gemüse, das reichlich in den Gärten am Seeufer wächst, werden im Sommer köstliche Gemüsesuppen mit Zucchini, frischen Bohnenkernen, Sellerie, Mohren, Mangold, Wirsing, grünen Bohnen und reifen Tomaten zubereitet; viele dieser Gemüsearten werden auch als Rohkost mit einem Dip aus 01, Pfeffer und Salz oder mit wilden Kräutern als Salate serviert.

Im Winter bietet die einheimische Küche vorwiegend Hülsenfrüchte: Bohnen, Linsen, Kichererbsen und dicke Bohnen, die für deftige und geschmackvolle Nudeleintöpfe verwendet werden und wichtiger Bestandteil der mediterranen Küche sind. Noch ein Wort zu Nudeln ...! Die Hausfrau aus Tuszien verwendet meist selbstgemachte Teigwaren: von "lombrichelli" bis Kartoffelknödel, aber auch schmale und breite Bandnudeln, die mit gehaltvollem Ragout und geriebenem Schafskäse angerichtet werden. Neben Fisch spielen die Fleischgerichte eine wichtige Rolle in unserer Küche, vor allem Schweinefleisch, das auf hunderterlei Art gekocht und zubereitet wird: Würstchen, Schnitzel, Koteletts, am Spieß gebratene Schweinsleber, Schinken und das berühmte, mit Fenchel gewürzte Spanferkel; beliebt ist auch Lammfleisch als Braten aus der Röhre, vom Grill ("scottadito") und gedünstet; vom Rind werden die Innereien bevorzugt.

Außer mit gemischtem Aufschnitt aus der lokalen Produktion, wie Preßsack, geräucherte Lende und Schinken, verwöhnt die einheimische Küche den Gast mit appetitanregenden Vorspeisen in Form von gerösteten Brotschnitten mit verschiedenen Zutaten: Knoblauch, Öl und Salz, Tomate und Basilikum, Leberpastete, Oliven- und Artischockencreme usw. Sehr rustikal und ausgezeichnet sind in dieser Gegend Gebäck und Süßspeisen, wie "tozzetti" und Makkaroni mit Nüssen, ein süßes Gericht, das am Heiligabend auch als erster Gang serviert wird, die Osterkuchen mit tausend aromatischen Zutaten und die kleinen gebackenen Reiskuchen zum St. Josephs-Fest. Zu jedem typischen Gericht wird der passende Wein gereicht, von EST! ESTI! ESTU! aus Montefiascone, der trocken oder lieblich sein kann, bis zu den kräftigen Weinen aus verschiedenen Rebsorten, die an den Hängen der Colli Volsini gedeihen, vom roten Cannaiola di Maria bis zum Aleatico, einem aromatischen Süßwein aus Gradoli.